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Divertikel- Erkrankung

Überblick über die Divertikel- Erkrankung  

Ein Divertikel ist eine kleine Ausbuchtung ( Grübchen) in der Muskelschicht des Dickdarms, die insbesondere an Stellen auftritt, wo von außen Gefäße, die den Darm mit Blut versorgen, in den Darm hineinreichen. Der Ausdruck Divertikel- Erkrankung ist ein Überbegriff, der einerseits die Divertikulose umfasst, die in der Regel keine Beschwerden macht, andererseits auch die Divertikulitis beinhaltet, die üblicherweise Schmerzen, Übelkeit , Stuhlverhalt/ Durchfall und Fieber verursacht.
Die Divertikel- Erkrankung ist ein häufiges Problem, das Männer und Frauen gleich häufig betrifft. Das Risiko für die Erkrankung wächst mit steigendem Lebensalter. Die Divertikel- Erkrankung gibt es auf der ganzen Welt, vorzugsweise aber in den Industrie- Ländern.

Was ist die Divertikel- Erkrankung?

Eine Person mit der Divertikel Erkrankung kann an Divertikulose, Divertikulitis und Divertikelblutung leiden.

DivertikuloseDie Divertikulose, d.h. das Vorhandensein von Divertikeln,  wird oft zufällig entdeckt, z.B. im Rahmen einer Vorsorge- Koloskopie. Die meisten Menschen mit Divertikulose haben keine Symptome und bleiben auch für den Rest ihres Lebens beschwerdefrei.

Divertikulitis: Die Entzündung eines Divertikels kann entstehen, wenn sich die Wand des Darmes im Bereich des Divertikels verdünnt; dies kann z.B. durch verhärtete Stuhlpartikel, die sich in einem Divertikel festsetzen  und gegen die Divertikelwand drücken, geschehen.  

Die Symptome einer Divertikulitis hängen vom Schweregrad der Entzündung ab. Das häufigste Symptom ist ein Schmerz im linken Unterbauch, andere Symptome können Stuhlverhalt/SDurchfall, Fieber und Harnverhalt sein.

Die Divertikulitis wird unterteilt in eine einfache und komplizierte Form.

Die einfache Form, die ca. 75% der Fälle ausmacht, ist nicht mit Komplikationen verbunden und wird üblicherweise mit Antibiotika für 10 bis 14 Tage ( ambulant) behandelt.

Die komplizierte Form tritt bei 25% der Erkrankten auf und erfordert üblicherweise ein chirurgisches Vorgehen. Komplikationen, die auftreten können sind ein Aufplatzen der Darmwand durch die Entzündung ( Perforation)  Hierdurch tritt Darminhalt in die Bauchhöhle und führt entweder zum  Abszeß ( abgegrenzte Eiteransammlung) oder zur Peritonitis ( Entzündung der gesamten Bauchhöhle). Weitere Komplikationen sind die Fistel ( Verbindungsgang zwischen Darm und Haut oder Blase oder Scheide),  Obstruktion ( Verschluss des Darmes) und Sepsis ( eine den ganzen Körper betreffende Infektion).

Divertikel-Blutung:  Eine Divertikel- Blutung tritt auf, wenn das kleine Gefäß, das üblicherweise in der Nähe des Divertikels liegt ( s.o.) aufplatzt. Es kommt dann zu einem Blutabgang ( helles Blut oder auch gelee-artige Beimischung zum Stuhlgang), meist in Zusammenhang mit der Stuhlentleerung.

 

Diagnose:

Der Nachweis von symptomfreien Divertikeln ( Divertikulose)  wird oft im Rahmen anderer Untersuchungen  ( z. B. Vorsorge- Koloskopie, CT des Unterbauchs)  erbracht. In der akuten Entzündung kann die Diagnose aufgrund der typischen Symptome, sonografisch und mittels einer CT- Untersuchung gestellt werden; auch das Labor ist in diesen Situationen verändert.

Behandlung
Divertikulose: 
Menschen, die eine Divertikulose ohne Symptome haben, benötigen keine Therapie. Es wird jedoch – zur Vorbeugung einer Entzündung – eine ballast- stoff- reiche Kost empfohlen; der Wert dieser Massnahme ist allerdings nicht bewiesen.  Oft wird empfohlen, auf Körner und Nüsse zu verzichten, weil diese sich in die Divertikel einlagern könnten; auch der Wert dieses Ratschlages ist nicht belegt.
Divertikulitis: die Behandlung hängt von der Schwere der Symptome ab. Wenn nur geringe Beschwerden bestehen ( Schmerzen im linken Unterbauch, geringe Temperatur- Erhöhung unter 38,5 Grad) wird die Erkrankung üblicherweise ambulant mit Antibiotika ( meist 2 kombiniert) behandelt, in der Ernährung wird auf leichte Kost geachtet. Mittels Labor wird das Ansprechen auf die Antibiose kontrolliert, regelmässige ärztliche Kontrolle ist wichtig.
Sind die Beschwerden ausgeprägter oder können die Antibiotika nicht geschluckt werden, wird üblicherweise eine stationäre Behandlung eingeleitet; hier werden die Antibiotika dann per Infusion verabreicht und auch die Ernährung wird auf Infusionen umgestellt. 
Kommt es zu den o.g. Komplikationen wie Sepsis, muss sofort operiert und der Bauch gespült werden, Abszesse werden ebenfalls in der Regel chirurgisch entlastet oder nach Lokalisation im CT punktiert.

Verlauf, Weiterentwicklung
Die unkomplizierte Divertikulitis kann in 90% antibiotisch kuriert werden; nach Abklingen der Symptome haben 1/3 der Patienten keine weiteren Beschwerden mehr,  1/3 klagen über gelegentliche krampfartige Unterbauchschmerzen und 1/3 hat eine erneute Entzündung innerhalb der nächsten 12 Monate, wobei diese letzere Zahl in neueren Untersuchungen als zu hoch angesehen wird.
Früher galt die Regel, dass nach dem 2. entzündlichen Schub einer Divertikel- Entzündung die Operation mit Entfernung des betroffenen Darmabschnittes erfolgen sollte. Diese Empfehlung kann nach den neuesten Leitlinien nicht mehr gegeben werden, eine Operation wird nur noch nach kompliziertem Verlauf mit Abszeßbildung empfohlen oder beim Vorliegen gewisser Risiko-Situationen ( Nach Transplantation , bei Immunsuppression etc).

Diagnostik
Nachdem eine Divertikulitis abgeklungen ist, wird in der Regel eine Koloskopie durchgeführt; diese dient dazu, andere Erkrankungen wie Tumoren oder chronische Darmentzündungen auszuschließen und die Diagnose der Divertikel ( falls diese nicht schon vorbekannt sind) zu sichern. 
In der akuten Entzündungsphase wird eine Darmspiegelung in der Regel wegen der Verletzungsgefahr für den Darm nicht durchgeführt.

Divertikel- Blutung
Die meisten Fälle einer Divertikelblutung heilen von selbst ab; nur in seltenen Fällen muss notfallmässig operiert werden. Auch hier muss aber – in der Regel nach der akuten Phase- de  Diagnose durch die Darmspiegelung gestellt bzw . andere Erkrankungen ausgeschlossen  werden.

Fazit
Die Divertikel- Erkrankung ist eine häufige Erkrankung, wobei zwischen dem bloßen Vorhandensein von Divertikeln ( Divertikulose) und der Entzündung von Divertikeln ( Divertikulitis) unterschieden werden muss.  Die Entzündung läuft in der Regel als zeitlich begrenzter Schub ab und kann zu akuten, lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Nach dem Überstehen eines Schubes kommt es öfter zu erneuten Schüben. Neben der  Behandlung des akuten Schubs ( medikamentös/ chirurgisch)  kann auch eine Vorbeugung vor einem erneuten Schub durch Entfernung der betroffenen Darmabschnitte durchgeführt werden.


Stand: Freitag, 22.08.2014Dieses Dokument finden sie unter http://drwerner.webseiten.cc/fuer-patienten/informationen-ueber-erkrankungen/erkrankungen-des-dickdarms/divertikel-erkrankung.html