Einer der häufigsten Gründe zur Vorstellung in meiner Praxis ist die Refluxerkrankung.
Refluxerkrankung bedeutet, dass Säure, die ja im Magen produziert und gebraucht wird, vom Magen zurück in die Speiseröhre läuft ( anstatt in den Zwölffingerdarm). Da die Speiseröhre nicht vor der aggressiven Magensäure geschützt ist ( sie hat keine Schleimhaut wie der Magen), kann die Säure in der Speiseröhre zu Verätzungen und Geschwüren führen sowie zu einer Reihe weiterer darauf aubauender Symptome.

Was merken Sie
Das Hautpsymptom der Refluxerkrankung ist das Sodbrennen; dies ist ein brennender Schmerz, der vom Käutchen hinter dem Brustbein nach oben läuft, während oder direkt nach der Nahrungsaufnahme beginnt und dann mehrere Minuten anhält. Oft ist das Sodbrennen begleitet von saurem Aufstoßen.
Weiterhin kann die zurückfließende Säure auch den Kehlkopf erreichen und reizen, dies kann dann zu Husten und Asthmaanfällen führen ( vor allem nachts, wenn durch das Liegen im Bett der Rückfluss der Säure erleichtert wird).
Kommt es häufiger zu Sodbrennen, können durch die ständigen Verätzungen auch Narben in der Speiseröhre entstehen, die das Schlucken – insbesondere für feste Speisen – erschweren können.
Bei häufigem Sodbrennen kann es – bedingt durch die ständigen Reparaturvorgänge – zu einem vermehrten Auftreten von Speiseröhren- Krebs kommen. Vorstufen dieser Krebsentstehung können  teilweise schon der eigentlichen Entartung festgestellt werden.

Was ist die Ursache
Die Ursache der Refluxerkrankung ist eine Erschlaffung der Muskulatur zwischen Speiseröhre und Magen, die wiederum durch Hektik , Stress, Alkohol, Nikotin und fetthaltige Speisen, bestimmte Medikamente usw. ausgelöst werden kann. Manchmal kommt es auch durch Umgebungsfaktoren ( Gewichtszunahme mit entsprechendem Druck im Bauch, Schwangerschaft, Ausbildung eines Zwerchfellbruches) zu einem vermehrten Säurereflux. Oft treten die Beschwerden plötzlich auf, manchmal verschwinde sie auch wieder genauso plötzlich; ganz eindeutig sind die hierfür ursächlichen  Prozesse nicht aufgeklärt.

Was kann man gegen die Symptome machen?

Oft weiß der vom Sodbrennen Betroffene selbst,dass bestimmte Nahrungsmittel das Sodbrennen auslösen können. Zu nennen sind z.B. Kaffee, Tee, fettreiche Speisen, Kuchen, trockener Wein –die Liste lässt sich noch verlängern, ist aber für jeden Menschen etwas anders. Manchmal hilft es auch, wenn die jeweiligen Essensportionen verkleinert werden, d.h. man nimmt statt zweier großer Mahlzeiten 5 bis 6 kleinere zu sich. Sinnvoll ist es auch, sich nicht direkt nach dem Essen hinzulegen. Bei deutlichem Übergewicht kann gelegentlich auch eine Gewichtsreduktion zur Linderung der Symptome führen.
Ingesamt muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass keine der genannten Massnahmen hinsichtlich einer längeren Wirkung untersucht wurden, und dass es durchaus nicht bei jedem Betroffenen durch die Einhaltung der obigen Lebensstilveränderungen zu einer Besserung der Beschwerden kommt.

Medikamente / Arzt
Tritt Sodbrennen selten und dann nur leicht auf, können Sie sich auch mit säurebindenden Mitteln ( Antazida, z.B. Rennie, Trigastril, Maalox , Bullrich- Salz)  vorübergehend helfen.  Diese Mittel sind rezeptfrei zu erhalten und wirken relativ rasch, allerdings hält ihre Wirkung nicht sehr lange an.
Länger wirksam sind Protonenpumpenblocker ( z.B. Omeprazol) und H2- Blocker ( z.B. Ranitidin). Auch diese Medikamente sind mittlerweile in niedriger Dosierung und kleiner Stückzahl rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Ihre Wirkung setzt langsamer ein, hält aber länger an und kann  -bei regelmässiger Einnahme – zu einer völligen Beschwerdefreiheit führen.  Eine Verminderung von Krebserkrankungen durch die genannten Medikament ist allerdings bisher nicht nachgewiesen worden.

 

Wann zum Arzt, wann Endoskopie

 Kommt es pro Woche 3mal zu Sodbrennen oder bestehen die Beschwerden 14 Tage durchgehend, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.  Entweder führt dieser eine Probetherapie ( Protonenpumpenblocker für 2 Wochen) durch oder er empfiehlt zunächst eine Endoskopie ( Magenspiegelung). Auf jeden Fall sollte die Endoskopie bei Schluckbeschwerden, Schwäche oder Blutarmut, Gewichtsabnahme etc durchgeführt werden.
Müssen Sie häufiger Antazida oder andere Medikamente nehmen, würde man zumindest in Deutschland auch vor einer Probetherapie eher eine Endoskopie durchführen, um zu wissen, ob bereits Veränderungen in der Speisröhre vorliegen und ob Ursachen wie Zwerchfellbruch etc nachgewiesen – und dann behandelt – werden können.
Nehmen Sie über längere Zeit Protonenpumpenblocker ( z.B. über Jahre) , so würde ich alle 3 bis 4 Jahre eine Endoskopie empfehlen.

Verlauf

In den meisten Fällen gelingt es, durch Lebensstilveränderungen und durch eine an den Symptomen orientierte Einnahme von Medikamenten eine dauernde Beschwerdefreiheit hervorzurufen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Medikamente auch über 10 oder 15 Jahre einzunehmen, wenn es denn notwendig ist.; eine gewisse Kontrolle der Speiseröhre wird hierbei empfohlen, sind in der Speiseröhre bereits Veränderungen der Wand wie Neubildung einer Schleimhaut ( die sogennante Barrett- Schleimhaut) nachweisbar, wird ihr Arzt Ihnen gegebenenfalls ein kürzeres Kontroll- Intervall vorschlagen.
Grundsätzlich ist auch eine operative Verengung des Mageneingangs möglich, die in ca. 70 bis 80% auch zu einer Beschwerdebesserung führt. Allerdings nehmen Sie das Risiko eines ( endoskopisch durchgeführten) operativen Eingriffes auf sich, so daß wir nur in wenigen Einzelfällen im Jahr zu einer Operation raten.


Stand: Samstag, 30.12.2023Dieses Dokument finden sie unter http://drwerner.webseiten.cc/fuer-patienten/informationen-ueber-erkrankungen/erkrankungen-der-speiseroehre.html