### **Die infektiösen Hepatitiden: Vorkommen, Klinik und Therapie in Deutschland**
Die Leberentzündung (Hepatitis) kann durch eine Vielzahl von Infektionserregern verursacht werden. Diese unterscheiden sich erheblich in ihrer Übertragung, ihrem klinischen Verlauf, ihrer epidemiologischen Bedeutung in Deutschland und ihren Behandlungsmöglichkeiten. Während einige Formen akut und selbstlimitierend verlaufen, können andere zu chronischen Erkrankungen mit der Gefahr von Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen.
**1. Hepatitis A (HAV)**
Die Hepatitis A ist eine klassische Reisehepatitis, die fäkal-oral übertragen wird, oft durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel.
* **Symptome:** Plötzlicher Beginn mit Fieber, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, gefolgt von einer Gelbsucht (Ikterus). Bei Kindern verläuft die Infektion oft mild oder asymptomatisch, bei Erwachsenen tendenziell schwerer. Ein chronischer Verlauf existiert nicht.
* **Diagnose:** Nachweis von anti-HAV-IgM-Antikörpern im Blut.
* **Therapie:** Rein symptomatisch. Bettruhe und Schonung sind indiziert ( aber nicht bewiesen). Eine Impfung bietet einen sehr wirksamen Schutz und wird für Reisende in Endemiegebiete und bestimmte Risikogruppen empfohlen.
**2. Hepatitis B (HBV)**
Hepatitis B ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. In Deutschland ist die Durchseuchung aufgrund der seit 1995 für alle Säuglinge empfohlenen Impfung jedoch rückläufig. Die Übertragung erfolgt parenteral durch Blut und Körperflüssigkeiten (Sexualverkehr, kontaminierte Nadeln, von Mutter zu Kind während der Geburt).
* **Symptome:** Die akute Infektion kann asymptomatisch verlaufen oder mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gelenkschmerzen und Ikterus einhergehen.
* **Diagnose:** Nachweis von HBs-Antigen (Oberflächenantigen) im Serum. Weitere Parameter (anti-HBc, HBe-Ag) geben Auskunft über die Aktivität und das Stadium der Infektion.
* **Therapie:** Die akute Hepatitis B wird üblicherweise symptomatisch behandelt, da sie in über 90% der Fälle bei Erwachsenen spontan ausheilt. **Bei der chronischen Hepatitis B** (definiert als Persistenz von HBs-Ag > 6 Monate) ist eine antivirale Therapie indiziert, um die Viruslast zu supprimieren und das Fortschreiten der Leberfibrose zu verhindern. Eingesetzt werden Nukleos(t)id-Analoga (z.B. Entecavir, Tenofovir) oder PEG-Interferon-alpha. Die Impfung ist die effektivste Präventionsmaßnahme.
**3. Hepatitis C (HCV)**
Die Hepatitis C wird ebenfalls parenteral übertragen, hauptsächlich durch Kontakt mit infiziertem Blut (vor 1991 via Bluttransfusionen, i.v.-Drogenkonsum, unsterile Tattoos). Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 0,3% der Bevölkerung infiziert, wobei viele Fälle unentdeckt sind.
* **Symptome:** Die akute Infektion verläuft in über 80% der Fälle asymptomatisch und ohne Gelbsucht.
* **Diagnose:** Screening mittels Anti-HCV-Antikörper-Test. Bei positivem Befund folgt der direkte Nachweis der Virus-RNA (PCR) zum Bestätigen einer aktiven Infektion.
* **Therapie:** Die **chronische Hepatitis C** (entwickelt sich in 50-80% der Fälle) ; sie ist heute heilbar. Moderne, direkt antivirale Medikamente (DAA - Direct Acting Antivirals) werden für 8-12 Wochen oral eingenommen und führen in über 95% der Fälle zur anhaltenden virologischen Heilung (SVR) ohne gravierende Nebenwirkungen. Dies verhindert die Spätfolgen wie Zirrhose und hepatozelluläres Karzinom. Eine Impfung existiert nicht.
**4. Hepatitis E (HEV)**
Die Hepatitis E gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Der Genotyp 3 ist hierzulande endemisch und wird zoonotisch übertragen, primär durch den Verzehr von nicht durchgegartem Schweine- oder Wildfleisch.
* **Symptome:** Ähnelt der Hepatitis A mit akuter Hepatitis und Ikterus. Bei immunsupprimierten Patienten (z.B. nach Transplantation) kann sie chronisch verlaufen. Besonders gefährlich ist HEV für Schwangere (in Endemiegebieten mit anderen Genotypen).
* **Diagnose:** Nachweis von HEV-RNA im Blut oder Stuhl (Goldstandard) bzw. anti-HEV-IgM-Antikörpern.
* **Therapie:** Symptomatisch, bei chronischen Verläufen unter Immunsuppression kann eine Reduktion der Immunsuppressiva versucht werden; falls nicht möglich, wird eine antivirale Therapie mit Ribavirin eingesetzt.
**5. Andere virale Erkrankungen mit Leberbeteiligung**
* **Pfeiffersches Drüsenfieber (EBV-Infektion / Mononukleose):** Das Epstein-Barr-Virus kann im Rahmen der systemischen Infektion eine Hepatitis mit Erhöhung der Leberenzyme verursachen. Diese ist normalerweise mild und selbstlimitierend. Eine spezifische antivirale Therapie existiert nicht, die Behandlung ist symptomatisch.
* **Leptospirose:** Eine bakterielle Zoonose, die durch Leptospiren verursacht und oft durch Tierurin (Ratten, Kanal) kontaminiertes Wasser übertragen wird. Sie kann ein schweres Krankheitsbild (Morbus Weil) mit Hepatitis, Nierenversagen und Ikterus verursachen. Die Diagnose erfolgt serologisch oder per PCR, die Therapie mit Antibiotika wie Doxycyclin oder Penicillin.
* **Hantavirus:** In Deutschland verbreitet sind vor allem das Puumala- und das Dobrava-Belgrad-Virus, die durch Inhalation von aufgewirbeltem Staub, der mit Ausscheidungen infizierter Rötelmäuse kontaminiert ist, übertragen werden. Das Krankheitsbild ist characterisiert durch plötzliches hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und kann mit einer Nierenfunktionsstörung (nephropathia epidemica) und einer milden Hepatitis einhergehen. Die Therapie ist symptomatisch.
**Zusammenfassung der mengenmäßigen Bedeutung in Deutschland**
* **Hepatitis C:** Ist aufgrund der hohen Chronifizierungsrate und der großen Zahl unentdeckter Fälle von großer volksgesundheitlicher Bedeutung. Die Behandlung mit DAA ist eine der größten Erfolgsgeschichten der modernen Medizin.
* **Hepatitis B:** Durch Impfung gut kontrollierbar, bleibt aber aufgrund bereits bestehender chronischer Verläufe eine wichtige Erkrankung.
* **Hepatitis E:** Wird als häufigste Ursache einer akuten viralen Hepatitis in Deutschland angesehen und ist deutlich unterdiagnostiziert. Die Fallzahlen steigen kontinuierlich.
* **Hepatitis A:** Tritt sporadisch oder in Ausbrüchen auf, oft importiert durch Reiserückkehrer.
* **Andere:** EBV-bedingte Hepatitis ist häufig ein Nebenbefund einer Mononukleose. Leptospirose und Hantavirus-Infektionen sind selten und haben ihren Schwerpunkt in der Nierenbeteiligung; die Hepatitis ist hier Teil eines komplexeren Syndroms.
Insgesamt zeigt sich, dass neben den klassischen Formen B und C besonders die Hepatitis E als autochthone Infektion in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Die Therapie chronischer Verläufe hat sich, insbesondere bei Hepatitis C, revolutioniert, während die Prävention durch Impfung (gegen HAV und HBV) nach wie vor einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung dieser Infektionen leistet.
Version 1.0, 7.9.2025, erstellt durch DeepSeek R3.1
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