Venöse Thrombose/ Embolie
1. Diagnostik
Wells- Score zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit einer TVT
Krebserkrankung ( nicht behandelt, oder Behandlung nicht länger als 6 Monate zurückliegend) | 1 Punkt |
Lähmung, Schwäche oder durch Verband bedingte Immobilisation eines Beines | 1 Punkt |
Bettlägerigkeit von mehr als 3 Tagen oder größerer chirurgischer Eingriff innerhalb der letzten 4 Wochen(12 Wochen) | 1 Punkt |
Umschriebener Druckschmerz entlang des Verlaufes der tiefen Venen | 1 Punkt |
Schwellung des gesamten Beines | 1 Punkt |
Umfangsdifferenz am Unterschenkel von mehr als 3 cm ( gemessen 10 cm unterhalb der Tuberositas tibiae) | 1 Punkt |
Eindrückbare Ödeme im symptomatischen Bein | 1 Punkt |
Oberflächliche Umgehungsvenen sichtbar | 1 Punkt |
Frühere, dokumentierte TVT | 1 Punkt |
Alternative Erkrankung mindestens so wahrscheinlich wie Thrombose | 2 Punkte abziehen |
Score: >= 2 Punkte: Wahrscheinlichkeit für TVT hoch
Score: < 2 Punkte, Wahrscheinlichkeit für TVT niedrig
Praktisches Vorgehen:
Geringe Wahrscheinlichkeit: D- Dimer bestimmen, wenn D- Dimer negativ ist, ist die TVT ausgeschlossen. Wenn D- Dimer positiv ist, dann muss eine Kompressionssonografie durchgeführt werden. Ist diese negativ, ist die TVT ausgeschlossen.
Mittlere und hohe Wahrscheinlichkeit: Zunächst Durchführung einer Kompressionssonografie. Ist diese negativ, sollte ein D- Dimer durchgeführt werden. Ist dieses negativ, ist die TVT ausgeschlossen. Ist das D- Dimer positiv, sollte der Ultraschall in 1 Woche wiederholt werden ( vor allem, wenn die US- Venen nur eingeschränkt beurteilbar waren.
Beeinträchtigung des D- Dimer Testes: Unter Marcumar, Heparin und niedermolekularen Heparinen ist der D- Dimer Test nicht sicher verwertbar und sollte nicht durchgeführt werden. Bei Schwangeren sind die Werte erhöht, der Test kann zur DD einer Thrombose nicht angewendet werden. Der Test sollte nicht bei bereits stationären Patienten eingesetzt werden.
Diagnostik der Lungenembolie mit dem Wells- Score:
Frühere TVT oder LE | 1,5 Punkte |
---|---|
Frische Operation/Immobilisation | 1,5 Punkte |
Krebserkrankung | 1 Punkt |
Hämoptyse | 1 Punkt |
Herzfrequenz mehr als 100 | 1,5 Punkte |
Klinische Zeichen einer TVT | 3 Punkte |
Andere Diagnose unwahrscheinlicher | 3 Punkte |
Score: 0 bis 4 Punkte, LE unwahrscheinlich
Score: mehr als 4 Punkte, LE wahrscheinlich
Praktisches Vorgehen: Bei Verdacht auf LE zunächst Echokardiografie, falls hier akute Rechtsherzdysfunktion vorliegt, kann die Behandlung begonnen werden, falls negativ, sollte noch eine weitere Diagnostik durchgeführt werden. Hier zunächst Suche nach TVT, falls diese gefunden wird, ist von einer LE auszugehen.
2. Therapie
Sofortiger Beginn mit NMH,
Mono- Embolex: 2 x 8000. IE
Fragmin: 100 I.E./ kg 2 mal täglich, S200 I.E/ kg 1mal täglich
Clexane: 2 x 1,0 mg/d/ 100kg
Fraxiparin: 0,1mg/10kg/ 2 mal täglich
Fraxodil: 0,1mg/10kg/ 1mal täglich
Innohep: 175I.E./kg 1mal täglich
Arixtra: 5/7,5/10mg 1mal täglich
Gleichzeitiger Beginn mit Marcumar
3. Therapie- Dauer
Erstes Ereignis mit Auslöser | 3 Monate |
---|---|
ERstes Ereignis ohne Auslöser | 3 Monate, anschl ASS? |
Erstes Ereignis ohne Auslöser proximal | 6 Monate, anschl ASS? |
Aktive Krebserkrankung | 6 Monate |
Rezidiv bei fehlendem Auslöser | unbegrenzt |
4. Besondere Situationen
Thrombophlebitis: lokale Therapie, bei Erreichen der Mündunsregion NMH oder Marcumar für 4 WOchen, KOmpression für 3 Monate
Muskelvenenthrombose: 10 Tage Heparin und Kompression
Schwangerschaft: NMH bis zum Ende der SS
Schulter/ Arm: wie Beinvenenthrombose
Rezidiv- Risiko nach Erst- Thrombose: Bestimmung D- Dimer 4 Wochen nach Absetzen Marcumar.
Literatur: Warfasa Studie ( ASS nach Marcumar), NEJM 366(2012), 1959, Grundlage: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie, Leitlinie der Deutscen Gesellschaft für Angiologie,
Ergänzung: Weitz, JI et all.: Rivaroxaban or Aspirin for extendet treatment of venous thromboembolism, NEJM 376, 13 ( 2017), 1211
EINSTEIN-CHOICE-Studie: 10mg Rivaroxaban vermindert das Risiko einer erneuten Thrombose um 70%, Behandlung 1 Jahr, bei Patienten mit mäßigem Risiko ( 1. Thrombose ohne Grund, Thrombose mit nur geringen Risikofaktoren)
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