Grundlage ist die S3- Leitlinie Reizdarm der DVGS aus 2011

Als Reizdarmsyndrom wird eine Erkrankung bezeichnet, die durch das gleichzeitige Vorhandensein verschiedener Symptome definiert ist; eine definierte Ätiologie oder Pathogenese liegt nicht vor. Diese Symptome betreffen die Verdaung und den Bauchraum und stellen sich dar als:

- Blähungen, Spannungsgefühl, Schmerzen und Krämpfe, Übelkeit
- Durchfall, Verstopfung, Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall

Zur Diagnose eines Reizdarm- Syndroms wird weiterhin gefordert:

- Dauer der Symptome mindestens 3 Monate
- erhebliche Einschränkung der Lebensqualität durch die Symptome
- Ausschluss einer anderen Erkrankung, die diese Symptome ebenfalls erzeugen könnte.

Es ist zu bemerken, dass seit der o.g. Leitlinie die Veränderung der Stuhlgewohnheiten nicht mehr eine Conditio sine qua non bei der Diagnosestellung ist; insofern unterscheidet sich die deutsche Leitlinie von den bisher geltenden Kriterien der Rom 3 Definition des Reizdarms.

Diiferentialdiagnose
Das Reizdarmsyndrom ist abzugrenzen gegenüber dem Kolon und Ovarialkarzinom ( Häufigkeit bei den o.g. Symptomen 4 bis 8 fach höher als normal), gegenüber chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ( 20fach erhöhtes Risiko, vor allem bei der Diarrhoebetonten Form), Nahrungsmittelunverträglichkeit, Gallensalz-Malabsorption und Spure/ Glutenunverträglichkeit, ebenso sollten akute Infektionen asugeschlossen werden.

Verschiedene Formen des Reizdarm-Syndroms
Je nach im Vordergrund stehender Symptomatik wird zwischen einem Reizdarm-Syndrom mit Diarrhoe ( 50%), einem mit Obstipation ( 25%) und wechselnden Stühlen ( 25%) unterschieden.

Praktisches Vorgehen

Im Vordergrund steht zunächst die Anamnese, die gezielt nach den o.g. Symptomen fragt und auch versucht, evtl. Zusammenhänge mit aufgenommener Nahrung etc herzustellen.  Wichtig ist, die Dauer der Symptome und die Beeinträchtigung des Patienten festzulegen.
Zur Diagnosestellung soll in der Regel einmal eine komplette Koloskopie ( mit Stufenbiopsien zum Ausschluss einer kollagenen Kolitis) und bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden.
Als Labor wird ein Blutbild, CRP, Kreatinin, Elyte und Zucker empfohlen, in ausgewählten Fällen die Bestimmung der Transglutaminase im Serum und evtl. des Calprotetctins im Stuhl ( führe ich in der Regel bei jedem Patienten durch).
Ergeben sich Hinweise auf einen Zusammenhang der Beschwerden mit der aufgenommenen Nahrung, sollte eine Laktose, Fruktose und ggf. Sorbit-Testung / H2-Atemtest) durchgeführt werden; bei Voroperationen kann ein Glukose- Test zur Frage der bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarm  hiilfreich sein.
Bei Diarrhoe kann evtl. eine Glutenreduzierte Diät und/oder die Gabe von Cholestyramin zum Ausschluss weiterer Differentialdiagnosen sinnvoll sein.
Bei Obstipation kann ein Hinton- Test zwischen Slow-Transit und einem Pelvic- Outlet unterscheiden.

Therapie
Die Behandlung des Reizdarms ist unbefriedigend. Zunächst sollte der Patient über seine Erkrankung, die organischer Natur ist, aufgeklärt werden und auf die nicht Mankos der bestehenden Therapie-Möglichkeiten hingewiesen werden.

Medikamentös stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

-krampflösende Medikamente für die entsprechenden Beschwerden ( Buscopan, Mebeverin, Pfefferminzöl)
- Probiotika bei Blähungen und Durchfällen ( VSL#3, Symbioflor)
- Cholestyramin bei vermuteter Gallensäureverlust
- Resolor und Constella bei Obstipation ( Constella auch bei Blähungen)
- Quellmittel ( Flohsamen, Macrogol) bei Obstipation
- Psychpharmaka ( Amitriptylin 50 bis 75mg) bei Schmerzen und Druckgefühl

( Wird noch fortgesetzt)

Stand: Montag, 27.05.2013Dieses Dokument finden sie unter http://drwerner.webseiten.cc/fuer-aerzte/duenndarm-erkrankungen/reizdarm-syndrom.html